Zustandsfunktion, Superpositionsprinzip und Wahrscheinlichkeitsinterpretation beim Doppelspalt (Zeigermodell)
(Kursstufe > Quantentheorie nach Schrödinger (Wellenfunktion) und Feynman (Pfadintegrale))
Im folgendem soll der Doppelspaltversuch auf eine andere Art und Weise neu interpretiert werden.
- Aufgrund der Schwierigkeiten des Wellen-Teilchen-Dualismus fassen wir Wellen und Teilcheneigenschaften zu Quanteneigenschaften zusammen.
- Quanten sind weder Teichen noch Wellen, sondern etwas Neues!
- Die Wellenfunktionen, bzw das Interferenzmuster, welches einem Quant zugeordnet wird, sind deterministisch und werden zur Berechnung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Quants benutzt. Der Aufenthaltsort des Quants ist unbestimmt, solange man nicht misst.
Inhaltsverzeichnis
Berechnung der Wahrscheinlichkeitsdichte beim Doppelspalt
Wir möchten wissen, wie hell der Schirm an einer bestimmten Stelle ist, also wie groß die Intensität ist. Dazu berechnen wir die Anzahl der Quanten pro Zeit, bzw. die Wahrscheinlichkeitsdichte. Diese Berechnung verläuft vollkommen analog zur Berechnung der Intensität beim Doppelspalt mit Wellen.
Doppelspaltversuch;Quant.JPG vergrößern Doppelspaltversuch;Quant.JPG
Wellenzüge werden Zustände
Bei Wellen spricht man von zwei Wellenzügen, die auf dem Schirm interferieren. Bei Quanten von zwei möglichen Zuständen, die das Quant einnehmen kann. (Denn der Doppelspaltversuch klappt auch mit einzelnen Photonen!)
Ein Zustand ist die Wellenfunktion, welche durch den einen Spalt verläuft. Der andere Zustand wird durch eine Wellenfunktion durch den anderen Spalt beschrieben. Ein Zustand beschreibt also einen möglichen Verlauf in Raum und Zeit, nicht einen Ort zu einem Zeitpunkt!
Die Zustände eines Quants werden hier durch die Wellenfunktionen [math]\Psi(x,t)[/math] einer ebenen Welle beschrieben. Die Wellenfunktion ordnet jedem Punkt einen sich drehenden Zeiger zu, deshalb hängt der Zeiger [math]\Psi[/math] vom Ort x und der Zeit t ab.
Bei einer Welle dient die Zeigerdarstellung nur der einfacheren Darstellung. Von einem Zeiger wird die y-Komponente als Elongation betrachtet. Bei der Zustandsfunktion eines Quants kann man dagegen von den Zeigern nichts weglassen oder projizieren!
Bild:Ebene_Welle_Zeigerdarstellung.png
Der Zustand eines Photons definiert sich durch die Emission des Photons aus der Lampe, dem Weg und dem Auftreffen auf dem Schirm. Ein Zustand ist also nicht fest in der Zeit, sondern beschreibt eine Möglichkeit, welchen Weg das Quant genommen haben könnte.
Amplitudenquadrat wird Wahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeitsdichte des Quants soll der Intensität des Interferenzmusters entsprechen. Weil die Intensität einer Welle proportional zum Amplitudenquadrat ist, legen wir die Wahrscheinlichkeit, ein Quant an einem bestimmten Ort zu finden, als [math]|\Psi|^2[/math], also das Quadrat der Zeigerlänge fest.
Interferenz wird Superposition
Die Wahrscheinlichkeitsdichte der "Überlagerung" am Schirm ist dann [math]|\psi_1+\psi_2|^2[/math]. Man muss die Zeiger addieren und dann das Quadrat der Länge bestimmen.
Bemerkungen zur quantentheoretischen Interpretation
Ob das Quant nun oben oder unten durchgeflogen ist weiss man nicht. Es hat natürlich nicht beides zugleich gemacht. Außerdem ist unser Unwissen darüber von Bedeutung. Siehe auch:(Der Quantenradierer (Welcher Weg Information))
Links
- Artikel mit Foto: Einzelphotonen am Doppelspalt
- Simulationen zum Zeigermodell bei Quanten ("Feyn" von Matthias Amelunxen).
- The Strange Theorie of Light (Pfadsummen nach Feynman) (Ladislav Szántó)
- Chempedia: Reflektion am Spiegel durch Zeiger-Addition (Interferenz)
- Applet: Phasenzeiger der Zustandsfunktion, die einer ebenen Welle entspricht. (Jörg Bogendörfer Didaktik der Physik Uni Erlangen)
- Einiges Interessantes über den Doppelspalt: Simulationsprogramm von Klaus Muthsam, Video Einteilchenversuch mit Elektronen. (quantenphysik-schule.de von Wolf-Peter Hirlinger)
- LEIFI: Quantenphysik