Messunsicherheit und Fehlerrechnung: Unterschied zwischen den Versionen

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K (Wie lang ist das Zimmer?)
 
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==Messfehler==
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([[Inhalt_Kursstufe|'''Kursstufe''']] > [[Inhalt_Kursstufe#Experimentell-induktives_Vorgehen_am_Beispiel_einer_Schwingung|'''Experimentell-induktives Vorgehen am Beispiel einer Schwingung''']])
  
*Jede Messung ist nur eine Annäherung an den wahren Wert einer Größe.
 
*Dabei entstandene Messfahler teilt man in systematische und zufällige Fehler ein. Bei zufälligen Fehlern geht man davon aus, dass die Messwerte um den korrekten Wert schwanken. Bei einem systematischen, z.B. durch einen falschen Versuchsaufbau verschieben sich die gemessenen Werte um einen Betrag. Sie sind schwer zu korrigiren. Zufällige Fehler werden durch Schwankungen der Messgröße, der Messgeräte, der Umwelt, durch den Beobachter etc. verursacht. Sie sind unvermeidbar, können aber abgeschätzt und durch Wiederholung verringert werden. Dazu verwendet man die Statistik. [http://www.biorama.ch/biblio/b30tqm/q30aqs/q31ziel/qs030.htm Graphische Veranschaulich der Fehlertypen.]
 
  
===Angabe von Messfehlern===
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==Wie lang ist das Zimmer?==
*Als absolute Angabe mit Einheiten: <math>l=2m (\pm 0,01m)</math>
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Zunächst schätzen wir die Länge.
*Als relative Angabe ohne Einheiten: <math>l=2m (\pm 0,05)(\pm 0,5%)</math>
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*Mit Hilfe von geltenden Ziffern, wobei nur die letzte Ziffer fehlerbehaftet ist: <math>l=2,000m</math>
+
  
===Statistische Beurteilung von zufälligen Fehlern===
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Zur Messung verwenden wir Zollstöcke. Mit einem Zollstock kann man die Länge bis auf einen halben Zentimeter genau ablesen.
  
*Dazu müssen eine möglichst große Anzahl von Messungen der gleichen Größe <math>x</math> durchgeführt werden.
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Hier die Urliste der Daten:
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Messergebnisse in Metern:
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10,5  | 11,04  | 11,06 | 11,09 | 11,07  | 11,09 |
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11,05 | 10,7  | 11,07 | 11,00 | 11,045 | 11,64 |
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Manche Längen kommen häufiger vor als andere, hier die sortierte Liste:
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10,5  | 10,7 | 11,00 | 11,04 | 11,045 | 11,05 | 11,06 | 11,64 | 11,07 | 11,07 | 11,09 | 11,09 |
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Um die Häufigkeit eines Messwertes angeben zu können, teilt man den Messbereich in Klassen ein und gibt die Anzahl der Messwerte in dieser Klasse an:
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Bereich          | Häufigkeit
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10,5 <= x < 11  |  2
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11  <= x < 11,5 |  9
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11,5 <= x < 12  |  1
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Und das entsprechende Häufigkeitsdiagramm:
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:[[Datei:Histogramm Zimmerlänge.png|220px|none]]
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Auffällig ist, dass Werte abseits des Mittelwertes weniger häufig auftreten. Bei einer Messung treten also oft Werte um den Mittelwert auf.
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Es ist deshalb naheliegend, den Mittelwert der Messwerte als vermutliche Länge des Zimmers zu nehmen:
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:<math>\bar l = 11{,}03 \,\rm m</math>
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Aber wie genau ist nun unsere Messung? Auf den Millimeter? Oder doch nur +/- einen Zentimeter?
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Als Qualitätsmerkmal einer genauen Messung kann man die "Breite" der graphischen Darstellung annehmen. Je schmaler der Berg, desto besser die Messung.
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Als Messfehler kann man nun eine Abweichung vom Mittelwert wählen, sodass bei einer erneuten Messung der Wert zu 50% oder zu 75% oder zu 90% oder zu 99% innerhalb des Abweichungsbereichs liegt. Die Wahrscheinlichkeit mit der ein Messwert innerhalb der Fehlerschranken liegt (das "Vertrauensniveau") kann man also wählen. Häufig liegt sie bei 67%.
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(Bei einem Vertrauensniveau von 90% liegen 5% aller Werte unterhalb vom sogenannten Quantil <math>Q_{0.05}</math> und 5% oberhalb vom Quantil <math>Q_{0.95}</math> )
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==Systematische und zufällige Messfehler==
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*Jede Messung ermittelt nur einen ungenauen Wert einer Größe.
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*Dabei enthaltene Messfehler teilt man in systematische und zufällige Fehler ein.
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:Systematische Fehler entstehen z.B. durch einen falschen Versuchsaufbau. Sie verschieben die gemessenen Werte um einen festen Betrag. Sie sind schwer abzuschätzen oder zu korrigieren.
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:Bei zufälligen Fehlern geht man davon aus, dass die Messwerte um den korrekten Wert schwanken. Zufällige Fehler werden durch Schwankungen der Messgröße, der Messgeräte, der Umwelt, durch den Beobachter etc. verursacht. Sie sind unvermeidbar, können aber abgeschätzt und durch Wiederholung verringert werden. Dazu verwendet man die Statistik.
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:{|
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<gallery widths=162px heights=162px  perrow=2 caption="Graphische Veranschaulichung der Fehlertypen">
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Bild:Fehlerdarstellung Zielscheibe systematisch-klein zufällig-klein.png|Kleiner zufälliger Fehler<br/>Kleiner systematischer Fehler
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Bild:Fehlerdarstellung Zielscheibe systematisch-groß zufällig-klein.png|Kleiner zufälliger Fehler<br/>Großer systematischer Fehler
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Bild:Fehlerdarstellung Zielscheibe systematisch-klein zufällig-groß.png|Großer zufälliger Fehler<br/>Kleiner systematischer Fehler
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Bild:Fehlerdarstellung Zielscheibe systematisch-groß zufällig-groß.png|Großer zufälliger Fehler<br/>Großer systematischer Fehler
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</gallery>
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|}
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==Angabe von Messfehlern==
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*Als absolute Angabe mit Einheiten: <math>l=2\,\rm m \ (\pm 0,01\,\rm m) \qquad  \qquad l = l_0 \pm \Delta l</math>
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*Als relative Angabe ohne Einheiten: <math>l=2\,\rm m \ (\pm 0,05)\ (\pm 5 \%) \qquad (\pm \frac{\Delta l}{l})</math>
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*Mit Hilfe von geltenden Ziffern, wobei nur die letzte Ziffer fehlerbehaftet ist: <math>l=2,000\,\rm m</math>
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==Statistische Beurteilung von zufälligen Fehlern==
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*Dazu müssen eine möglichst große Anzahl von <math>N</math> Messungen der gleichen Größe <math>x</math> durchgeführt werden.
 
[[Bild:Gausskurve_sw.jpg|thumb|Gaußsche Glockenkurve]]
 
[[Bild:Gausskurve_sw.jpg|thumb|Gaußsche Glockenkurve]]
*Häufig kann man annehmen, dass die Messwerte normalverteilt sind, die Häufigkeiten also der Gaußschen Glockenkurve entsprechen.  
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*Häufig kann man annehmen, dass der Messwert normalverteilt ist, die Häufigkeiten also der Gaußschen Glockenkurve entsprechen. (Das liegt daran, dass eine zufällige Größe, die von sehr vielen voneinander unabhängigen Einflüssen abhängt, normalverteilt ist. (Sogenannter "zentraler Grenzwertsatz"))
*Der Verlauf der Kurve und damit die Messwerte werden durch die Angabe des Mittelwerts (<math>\bar x</math>) und der Standardabweichung (<math>s</math> oder <math>Formel hier einfügen</math>) vollständig festgelegt. Der Mittelwert gibt den Ort des Maximums an, die Standardabweichung gibt die Stellen der Wendepunkte an.
+
 
Fehlerrechnung und Fehlerfortpflanzung
+
*Der Verlauf der Kurve und damit die Messwerte werden durch die Angabe des Mittelwerts (<math>\bar x</math>) und der Standardabweichung (<math>s</math> oder <math>\sigma</math>) vollständig festgelegt. Der Mittelwert gibt den Ort des Maximums an, die Standardabweichung gibt den Abstand der Wendestellen von der Extremstelle an.
· Treten nur zufällige Fehler auf, wird mehrfach gemessen und der arithmetische Mittelwert  berechnet.  
+
 
· Trägt man auf, wie häufig die Einzelmessungen derselben physikalischen Größe denselben Wert liefern, liegen die Messpunkte auf einer glockenförmigen Kurve, der Gaußschen Glockenkurve oder Normalverteilung.  
+
:<math>\bar x = \frac{\sum_{i=1}^N x_i}{N} \qquad \sigma = s = \sqrt{\frac{\sum_{i=1}^N (\bar x - x_i)^2}{N-1}}</math>
· Die Standardabweichung s ist ein Maß für die zufällige Abweichung der einzelnen Messwerte von ihrem Mittelwert.  
+
 
· Fehlerfortpflanzung tritt auf, wenn eine physikalische Größe aus verschiedenen Messwerten zusammengesetzt ist. Der Gesamtfehler hängt davon ab, ob die Messwerte addiert, multipliziert oder potenziert werden.  
+
[[Bild:Gausskurve_mit_Vertrauensgrenzen.jpg|thumb|Gausskurve mit Vertrauengrenzen]]
· Sind die Schwankungen des Messobjektes groß gegenüber der Genauigkeit des Messgerätes, müssen Messungen an größeren Stichproben und weitere Verfahren der Statistik zur Auswertung herangezogen werden.
+
*Die Standardabweichung der Messwerte gibt an, wie genau die Messungen waren. Kleine Abweichung = Genaue Messung. Man kann damit auch die Wahrscheinlichkeit angeben, dass ein Messwert innerhalb eines Bereichs liegt.
 +
Maximale absolute Abweichung | Vertrauensniveau
 +
            s                |    68% (ca. 2/3)
 +
          2 s                |    95%
 +
        2,5 s                |    99%
 +
*Für das Gesamtergebnis ist aber nicht der einzelne Messwert, sondern der Mittelwert der N Messwerte interessant. Dies berücksichtigt dann auch die Tatsache, dass der Mittelwert immer weniger unsicher wird, je mehr Messungen durchgeführt werden!
 +
 
 +
:Für den Mittelwert gibt es auch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung mit einer anderen Glockenkurve. Daraus ergibt sich die Standardabweichung des Mittelwertes <math>s_M</math>. Sie ergibt eine Abschätzung für den Fehler des Mittelwertes und wird als '''Fehler der Messung''' angegeben.
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:<math>s_M = \frac{s}{\sqrt{N}}</math>
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:Mit einer Wahrscheinlichkeit von 68% liegt also der Mittelwert der N Messungen im Bereich <math>\bar x \pm s_M</math>.
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===Beispielmessung einer Raumgröße===
 +
 
 +
Die Länge eines Raumes wird von 12 Personen je einmal mit Hilfe eines Zollstocks gemessen.
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  Messergebnisse in Metern:
 +
10,5  | 11,04  | 11,06 | 11,09 | 11,07  | 11,09 |
 +
11,05 | 10,7  | 11,07 | 11,00 | 11,045 | 11,64 |
 +
 
 +
Mittelwert: 11,03 m
 +
Standardabweichung der Messwerte:  0,265 m
 +
Standardabweichung des Mittelwerts: 0,077 m
 +
 
 +
Endergebnis: l = 11,03 m (+- 7,7 cm)
 +
 
 +
===Statistik-Auswertung mit dem GTR (TI-83)===
 +
Die Auswertung erfolgt in den folgenden Schritten:
 +
*Eingabe der Daten mit STAT -> 1:Edit in die Listen L1, L2,...
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*Berechnung und Anzeige von Werten mit STAT -> CALC -> 1: 1-Var Stats. Möchte man mehrere Listen bearbeiten, so gibt man z.B. 1-Var Stats L2 für die zweite Liste ein.
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:Dabei ist <nowiki>Sx</nowiki> die Standardabweichung einer Stichprobe, die man benötigt, <math>\sigma x</math> ist die Standardabweichung der Grundgesamtheit, die wir hier nicht benötigen.
 +
*Berechnung der Standardabweichung des Mittelwertes ist im Rechenfenster möglich, indem man Sx durch die Wurzel der Anzahl der Messungen teilt.
 +
:Will man Sx nicht abtippen, so kann man aus dem Variablenmenü VARS -> 5:Statistics -> 3: Sx wählen. Dort findet man auch Variablen für die Anzahl der Eingaben und den Mittelwert usw.
 +
*Graphische Anzeigemöglichkeiten hat man zB. durch die Darstellung der Werte in einem Histogramm.
 +
**In STAT PLOT -> 1:Plot1 stellt man die Anzeige auf On und wählt den Typ mit dem Balkendiagramm. Als Xlist wählt man L1.
 +
**Mit GRAPH erhält man nun eine Darstellung der Häufigkeiten in einem Balkendiagramm.
 +
**Eventuell muss man mit Hilfe von WINDOW oder ZOOM die Fenstergröße sinnvoll einstellen.
 +
 
 +
==Fehlerfortpflanzung==
 +
*Häufig werden eine oder mehrere fehlerbehaftete Ergebnisse verwendet, um ein Gesamtergebnis zu berechnen, das natürlich auch fehlerbehaftet ist. Man spricht von Fehlerfortpflanzung.
 +
 
 +
===Summen und Differenzen===
 +
*Die absoluten Fehler addieren sich.
 +
;Beispiel:
 +
Es wird die Dicke eines Blatt Papiers zu <math>0{,}2\,\rm mm \ (\pm 0{,}01\,\rm mm)</math> bestimmt. Für die Dicke von 50 Blättern ergibt sich: <math>10\,\rm mm \ (\pm 0{,}5\,\rm  mm)</math>
 +
 
 +
===Produkte und Quotienten===
 +
*Die relativen Fehler addieren sich.
 +
'''Beispiel:'''
 +
Zur Bestimmung der Geschwindigkeit wurde die Strecke und die Zeit gemessen:
  
 +
:<math>s = 5\,\rm m \ (\pm 0{,}01 \,\rm m) \ (\pm 0{,}2\%)</math>
  
Gaußsche Glockenkurve
+
:<math>t = 2 \,\rm s \ (\pm 0{,}1 \,\rm s) \ (\pm 5\%)</math>
+
Arithmetischer Mittelwert und Standardabweichung
+
+
+
+
+
  
Messfehler und Fehlerfortpflanzung
+
:<math>v=\frac{s}{t}= 2{,}5 \,\rm m/s \ (\pm 5{,}2\%)</math>
1. Messfehler
+
Regel: Messwert = Wahrer Wert ± Messfehler
+
Messfehler = Messwert – Wahrer Wert
+
Messwert: x Messwert (Istwert)
+
Gesamtfehler: Dx Messfehler (Messunsicherheit, Größenfehler)
+
Wahrer Wert (Sollwert)
+
2. Fehlerfortpflanzung
+
Eine Größe y wird aus fehlerbehafteten Messgrößen xi errechnet.
+
Berechnete Größe:
+
Resultierender absoluter Maximalfehler:
+
2.1 Fehlerfortpflanzung bei Summen- und Differenzenbildung
+
Regel: Addition der absoluten Fehler
+
Berechnete Größe:
+
Resultierender absoluter Fehler:
+
2.2 Fehlerfortpflanzung bei Produkt- und Quotientenbildung
+
Regel: Addition der relativen Fehler
+
Berechnete Größe:
+
Resultierender relativer Fehler:
+
2.3 Fehlerfortpflanzung bei Potenzen
+
Regel: Multiplikation des relativen Fehlers mit dem Exponenten.
+
Berechnete Größe:
+
Resultierender relativer Fehler:
+
 
+
  
ÜBUNG: Fehlerfortpflanzung
+
Aus dem relativen Fehler ist es nun auch möglich wieder den absoluten Fehler zu berechnen.
1. Summe und Differenz von Messfehlern
+
  
Schreibe die Formel für die Fehlerfortpflanzung für die Addition
+
===Potenzen und Wurzeln===
/Subtraktion von Größen mit Messfehlern.
+
*Die relativen Fehler werden mit der Potenz gewichtet und addiert.
 +
;Beispiel:
 +
Bestimmung der kinetischen Energie eines Radfahrers.
 +
:<math>
 +
\begin{alignat}{2}
 +
E_{kin}      &= \frac{1}{2}\, m\, v^2 & \qquad (v \textrm{ in } \rm\frac{m}{s} )\\
 +
              &= \frac{1}{2}\, m\, \frac{v^2}{3{,}6^2} & \qquad (v \textrm{ in } \rm\frac{km}{h} )
 +
\end{alignat}
 +
</math>
 +
:<math>m = 85,3\,\rm kg \ (\pm 0,1\,\rm kg) \ (\pm 0{,}12\%)</math>
 +
:<math>v = 18\,\rm \frac{km}{h} \ (\pm 1 \,\rm\frac{km}{h}) \ (\pm 5{,}6\%) </math>
  
Ein Objektträger habe die Dicke von 1mm ± 0,02 mm.
+
Der relative Messfehler der Geschwindigkeit wird nun doppelt gewichtet (mit zwei multipliziert):
Wir legen 22 Objektträger übereinander.
+
:<math>E_{kin} = 1066{,}66\,\rm J \ (\pm 11{,}32\%)</math>
Berechne die Höhe des Stapels von Objektträgern und gibt die
+
Um diese Messung zu verbessern, muss man vor allem die Geschwindigkeit genauer messen.
Messunsicherheit an.
+
+
2. Produkt und Quotient von Messfehlern
+
  
Schreibe die Formel für die Fehlerfortpflanzung für Produkt und
+
;Beispiel:
Quotient von Messfehlern.
+
Bestimmung der Periodendauer eines Pendels.
  
Berechne die mittlere Geschwindigkeit und Beschleunigung für die
+
:<math>T = 2\pi \, \frac{\sqrt{l}}{\sqrt{g}} = 2\pi \, \frac{l^{1/2}}{g^{1/2}}</math>
Bewegung eines Körpers.
+
v = s/t ........... a = v/t
+
Zurückgelegte Strecke: s = 2340 m ± 3m
+
Benötigte Zeit: t = 0,41 s ± 5 ms
+
+
3. Potenzen
+
  
Schreibe die Formel für die Fehlerfortpflanzung einer
+
:<math>l = 0{,}6\,\rm m \ (\pm 0{,}1\%)</math>
Potenzfunktion.
+
  
Berechne die Schwingungsdauer eines mathematischen Pendels:
+
:<math>g = 9{,}81 \,\rm m/s^2 \ (\pm 0{,}01\%)</math>
T = 2 p [L/g]^1/2
+
  
L = 1m ± 0,001 m
+
Die relativen Messfehler werden nun mit 1/2 gewichtet (multipliziert) und addiert:
g = (9,81 ± 0,005) m/s²
+
+
  
 +
:<math>T = 1{,}5539 s \ (\pm 0,055\%)</math>
  
ÜBUNG: Mittelwert und Standardabweichung
+
In diesem Fall ist also der Gesamtfehler kleiner als der größte Einzelfehler!
1. Wiederholung der Formeln für arithmetische Mittelwert und
+
Streuung.
+
Schreibe die Formeln für den arithmetischen Mittelwert und die
+
Standardabweichung
+
+
2. Berechne aus den Messwerten der Körpergröße von 8 Personen
+
den arithmetischen Mittelwert und die Standardabweichung.
+
  
Messwerte:
+
==Literatur==
x1 = ........ x5 = ........
+
*Walcher, Wilhelm; Praktikum der Physik - Stuttgart : Teubner, 1994. - 415 S. : ISBN 3-519-13038-6 (LB 85/205 = Lehrbuchsammlung II, Institutsviertel)
x2 = ........ x6 = ........
+
x3 = ........ x7 = ........
+
x4 = ........ x8 = ........
+
+
3. Wiederhole die Formel für den Vertrauensbereich des
+
Mittelwertes
+
+
  
Eichung und Kalibrierung
 
· Wird der Messfehler eines Messgerätes durch das Eichamt bestimmt, nennt man diesen Vorgang Eichen. Der so ermittelte Messfehler wird auch als Genauigkeit des Gerätes bezeichnet.
 
· Wird der Messfehlers eines Gerätes bei einer Messung bestimmt, nennt man diesen Vorgang kalibrieren.
 
  
Quelle: Institut für Medizinische Physik und Biostatistik, Vet. Univ. Wien
+
==Links==
 +
*[http://www.jgiesen.de/Divers/Fehler/Fehlerrechnung.pdf Einfache Übersicht zu Fehlerrechnung und Ausgleichsgeraden.] (Von Jürgen Giesen)
 +
*Video: [https://www.youtube.com/watch?v=Fegwu402YrM Vorlesung Physik II : Fehlerrechnung] (Professor Eckehard Müller, Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau der Hochschule Bochum)
 +
*[http://www.idn.uni-bremen.de/cvpmm/content/fehlerrechnung/show.php?modul=2&ident=2021 Selbstlerneinheit Fehlerrechnung der Uni Bremen] (Von Dr. Stefan Käding und Dr. Elgar Fokkens)
 +
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Physikalische_Gr%C3%B6%C3%9Fe Wikipedia: Physikalische Größen]

Aktuelle Version vom 18. Januar 2022, 09:21 Uhr

(Kursstufe > Experimentell-induktives Vorgehen am Beispiel einer Schwingung)


Wie lang ist das Zimmer?

Zunächst schätzen wir die Länge.

Zur Messung verwenden wir Zollstöcke. Mit einem Zollstock kann man die Länge bis auf einen halben Zentimeter genau ablesen.

Hier die Urliste der Daten:

Messergebnisse in Metern:
10,5  | 11,04  | 11,06 | 11,09 | 11,07  | 11,09 |
11,05 | 10,7   | 11,07 | 11,00 | 11,045 | 11,64 |

Manche Längen kommen häufiger vor als andere, hier die sortierte Liste:

10,5  | 10,7 | 11,00 | 11,04 | 11,045 | 11,05 | 11,06 | 11,64 | 11,07 | 11,07 | 11,09 | 11,09 |

Um die Häufigkeit eines Messwertes angeben zu können, teilt man den Messbereich in Klassen ein und gibt die Anzahl der Messwerte in dieser Klasse an:

Bereich          | Häufigkeit
10,5 <= x < 11   |  2
11   <= x < 11,5 |  9
11,5 <= x < 12   |  1

Und das entsprechende Häufigkeitsdiagramm:

Histogramm Zimmerlänge.png

Auffällig ist, dass Werte abseits des Mittelwertes weniger häufig auftreten. Bei einer Messung treten also oft Werte um den Mittelwert auf. Es ist deshalb naheliegend, den Mittelwert der Messwerte als vermutliche Länge des Zimmers zu nehmen:

[math]\bar l = 11{,}03 \,\rm m[/math]

Aber wie genau ist nun unsere Messung? Auf den Millimeter? Oder doch nur +/- einen Zentimeter?

Als Qualitätsmerkmal einer genauen Messung kann man die "Breite" der graphischen Darstellung annehmen. Je schmaler der Berg, desto besser die Messung.

Als Messfehler kann man nun eine Abweichung vom Mittelwert wählen, sodass bei einer erneuten Messung der Wert zu 50% oder zu 75% oder zu 90% oder zu 99% innerhalb des Abweichungsbereichs liegt. Die Wahrscheinlichkeit mit der ein Messwert innerhalb der Fehlerschranken liegt (das "Vertrauensniveau") kann man also wählen. Häufig liegt sie bei 67%.

(Bei einem Vertrauensniveau von 90% liegen 5% aller Werte unterhalb vom sogenannten Quantil [math]Q_{0.05}[/math] und 5% oberhalb vom Quantil [math]Q_{0.95}[/math] )

Systematische und zufällige Messfehler

  • Jede Messung ermittelt nur einen ungenauen Wert einer Größe.
  • Dabei enthaltene Messfehler teilt man in systematische und zufällige Fehler ein.
Systematische Fehler entstehen z.B. durch einen falschen Versuchsaufbau. Sie verschieben die gemessenen Werte um einen festen Betrag. Sie sind schwer abzuschätzen oder zu korrigieren.
Bei zufälligen Fehlern geht man davon aus, dass die Messwerte um den korrekten Wert schwanken. Zufällige Fehler werden durch Schwankungen der Messgröße, der Messgeräte, der Umwelt, durch den Beobachter etc. verursacht. Sie sind unvermeidbar, können aber abgeschätzt und durch Wiederholung verringert werden. Dazu verwendet man die Statistik.

Angabe von Messfehlern

  • Als absolute Angabe mit Einheiten: [math]l=2\,\rm m \ (\pm 0,01\,\rm m) \qquad \qquad l = l_0 \pm \Delta l[/math]
  • Als relative Angabe ohne Einheiten: [math]l=2\,\rm m \ (\pm 0,05)\ (\pm 5 \%) \qquad (\pm \frac{\Delta l}{l})[/math]
  • Mit Hilfe von geltenden Ziffern, wobei nur die letzte Ziffer fehlerbehaftet ist: [math]l=2,000\,\rm m[/math]

Statistische Beurteilung von zufälligen Fehlern

  • Dazu müssen eine möglichst große Anzahl von [math]N[/math] Messungen der gleichen Größe [math]x[/math] durchgeführt werden.
Gaußsche Glockenkurve
  • Häufig kann man annehmen, dass der Messwert normalverteilt ist, die Häufigkeiten also der Gaußschen Glockenkurve entsprechen. (Das liegt daran, dass eine zufällige Größe, die von sehr vielen voneinander unabhängigen Einflüssen abhängt, normalverteilt ist. (Sogenannter "zentraler Grenzwertsatz"))
  • Der Verlauf der Kurve und damit die Messwerte werden durch die Angabe des Mittelwerts ([math]\bar x[/math]) und der Standardabweichung ([math]s[/math] oder [math]\sigma[/math]) vollständig festgelegt. Der Mittelwert gibt den Ort des Maximums an, die Standardabweichung gibt den Abstand der Wendestellen von der Extremstelle an.
[math]\bar x = \frac{\sum_{i=1}^N x_i}{N} \qquad \sigma = s = \sqrt{\frac{\sum_{i=1}^N (\bar x - x_i)^2}{N-1}}[/math]
Gausskurve mit Vertrauengrenzen
  • Die Standardabweichung der Messwerte gibt an, wie genau die Messungen waren. Kleine Abweichung = Genaue Messung. Man kann damit auch die Wahrscheinlichkeit angeben, dass ein Messwert innerhalb eines Bereichs liegt.
Maximale absolute Abweichung | Vertrauensniveau
            s                |    68% (ca. 2/3)
          2 s                |    95%
        2,5 s                |    99%
  • Für das Gesamtergebnis ist aber nicht der einzelne Messwert, sondern der Mittelwert der N Messwerte interessant. Dies berücksichtigt dann auch die Tatsache, dass der Mittelwert immer weniger unsicher wird, je mehr Messungen durchgeführt werden!
Für den Mittelwert gibt es auch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung mit einer anderen Glockenkurve. Daraus ergibt sich die Standardabweichung des Mittelwertes [math]s_M[/math]. Sie ergibt eine Abschätzung für den Fehler des Mittelwertes und wird als Fehler der Messung angegeben.
[math]s_M = \frac{s}{\sqrt{N}}[/math]
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 68% liegt also der Mittelwert der N Messungen im Bereich [math]\bar x \pm s_M[/math].


Beispielmessung einer Raumgröße

Die Länge eines Raumes wird von 12 Personen je einmal mit Hilfe eines Zollstocks gemessen.

Messergebnisse in Metern:
10,5  | 11,04  | 11,06 | 11,09 | 11,07  | 11,09 |
11,05 | 10,7   | 11,07 | 11,00 | 11,045 | 11,64 |
Mittelwert: 11,03 m
Standardabweichung der Messwerte:   0,265 m
Standardabweichung des Mittelwerts: 0,077 m
Endergebnis: l = 11,03 m (+- 7,7 cm)

Statistik-Auswertung mit dem GTR (TI-83)

Die Auswertung erfolgt in den folgenden Schritten:

  • Eingabe der Daten mit STAT -> 1:Edit in die Listen L1, L2,...
  • Berechnung und Anzeige von Werten mit STAT -> CALC -> 1: 1-Var Stats. Möchte man mehrere Listen bearbeiten, so gibt man z.B. 1-Var Stats L2 für die zweite Liste ein.
Dabei ist Sx die Standardabweichung einer Stichprobe, die man benötigt, [math]\sigma x[/math] ist die Standardabweichung der Grundgesamtheit, die wir hier nicht benötigen.
  • Berechnung der Standardabweichung des Mittelwertes ist im Rechenfenster möglich, indem man Sx durch die Wurzel der Anzahl der Messungen teilt.
Will man Sx nicht abtippen, so kann man aus dem Variablenmenü VARS -> 5:Statistics -> 3: Sx wählen. Dort findet man auch Variablen für die Anzahl der Eingaben und den Mittelwert usw.
  • Graphische Anzeigemöglichkeiten hat man zB. durch die Darstellung der Werte in einem Histogramm.
    • In STAT PLOT -> 1:Plot1 stellt man die Anzeige auf On und wählt den Typ mit dem Balkendiagramm. Als Xlist wählt man L1.
    • Mit GRAPH erhält man nun eine Darstellung der Häufigkeiten in einem Balkendiagramm.
    • Eventuell muss man mit Hilfe von WINDOW oder ZOOM die Fenstergröße sinnvoll einstellen.

Fehlerfortpflanzung

  • Häufig werden eine oder mehrere fehlerbehaftete Ergebnisse verwendet, um ein Gesamtergebnis zu berechnen, das natürlich auch fehlerbehaftet ist. Man spricht von Fehlerfortpflanzung.

Summen und Differenzen

  • Die absoluten Fehler addieren sich.
Beispiel

Es wird die Dicke eines Blatt Papiers zu [math]0{,}2\,\rm mm \ (\pm 0{,}01\,\rm mm)[/math] bestimmt. Für die Dicke von 50 Blättern ergibt sich: [math]10\,\rm mm \ (\pm 0{,}5\,\rm mm)[/math]

Produkte und Quotienten

  • Die relativen Fehler addieren sich.

Beispiel: Zur Bestimmung der Geschwindigkeit wurde die Strecke und die Zeit gemessen:

[math]s = 5\,\rm m \ (\pm 0{,}01 \,\rm m) \ (\pm 0{,}2\%)[/math]
[math]t = 2 \,\rm s \ (\pm 0{,}1 \,\rm s) \ (\pm 5\%)[/math]
[math]v=\frac{s}{t}= 2{,}5 \,\rm m/s \ (\pm 5{,}2\%)[/math]

Aus dem relativen Fehler ist es nun auch möglich wieder den absoluten Fehler zu berechnen.

Potenzen und Wurzeln

  • Die relativen Fehler werden mit der Potenz gewichtet und addiert.
Beispiel

Bestimmung der kinetischen Energie eines Radfahrers.

[math] \begin{alignat}{2} E_{kin} &= \frac{1}{2}\, m\, v^2 & \qquad (v \textrm{ in } \rm\frac{m}{s} )\\ &= \frac{1}{2}\, m\, \frac{v^2}{3{,}6^2} & \qquad (v \textrm{ in } \rm\frac{km}{h} ) \end{alignat} [/math]
[math]m = 85,3\,\rm kg \ (\pm 0,1\,\rm kg) \ (\pm 0{,}12\%)[/math]
[math]v = 18\,\rm \frac{km}{h} \ (\pm 1 \,\rm\frac{km}{h}) \ (\pm 5{,}6\%) [/math]

Der relative Messfehler der Geschwindigkeit wird nun doppelt gewichtet (mit zwei multipliziert):

[math]E_{kin} = 1066{,}66\,\rm J \ (\pm 11{,}32\%)[/math]

Um diese Messung zu verbessern, muss man vor allem die Geschwindigkeit genauer messen.

Beispiel

Bestimmung der Periodendauer eines Pendels.

[math]T = 2\pi \, \frac{\sqrt{l}}{\sqrt{g}} = 2\pi \, \frac{l^{1/2}}{g^{1/2}}[/math]
[math]l = 0{,}6\,\rm m \ (\pm 0{,}1\%)[/math]
[math]g = 9{,}81 \,\rm m/s^2 \ (\pm 0{,}01\%)[/math]

Die relativen Messfehler werden nun mit 1/2 gewichtet (multipliziert) und addiert:

[math]T = 1{,}5539 s \ (\pm 0,055\%)[/math]

In diesem Fall ist also der Gesamtfehler kleiner als der größte Einzelfehler!

Literatur

  • Walcher, Wilhelm; Praktikum der Physik - Stuttgart : Teubner, 1994. - 415 S. : ISBN 3-519-13038-6 (LB 85/205 = Lehrbuchsammlung II, Institutsviertel)


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