Überlagerung von harmonischen Schwingungen (Fouriersyntese)

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(Kursstufe > Mechanische Schwingungen)


  • Was passiert in unserem Ohr, wenn wir zwei oder mehrere Töne gleichzeitig hören?
  • Warum klingt ein "a" eines Saxophons anders als ein gesungenes "a" oder das einer Flöte?
  • Wie funktioniert das Stimmen einer Gitarre mit Schwebungen?

Versuch: Messung von Luftschwingungen

Das Speicher-Oszilloskop mit Mikrophon und den Stimmgabeln.

Aufbau:

Aufzeichnen von Schallwellen mit dem Oszilloskop

Um den Klang von Tönen physikalisch zu untersuchen müssen wir sie Messen. Dazu wurde ein Mikrofon an ein Speicher-Oszilloskop angeschlossen, das die entsprechende graphische Darstellung der Töne liefert. Die Speicherung gestattet es die Anzeige festzuhalten und in Ruhe zu betrachten.

1) Wir haben Töne erzeugt, wie z.B. gesungene Vokale oder eine Stimmgabel angeschlagen.

2) Wir haben mit Hilfe zweier Stimmgabeln gleichzeitig einen hohen (2000Hz) und einen tiefen Ton (440Hz) erzeugt.

3) Wir haben zwei Stimmgabeln (440Hz) gleichzeitig angeschlagen, wobei an dem Zinken einer Stimmgabel in unterschiedlichen Höhen ein Reiter befestigt war.

Beobachtung:

1) Verschiedene Töne
Beim Singen von Vokalen z.B. konnte man feststellen, dass jeder Vokal eine charakteristische Kurve hat. Je reiner der Ton klingt, desto deutlicher kann man eine Sinuskurve erkennen.
2) Zwei Stimmgabeln
Man hört eben beide Töne gleichzeitig. Die am Oszilloskop angezeigte Kurve sieht aus wie eine Überlagerung beider einzelnen Kurven.
3) Zwei ähnliche Stimmgabeln
Bei den zwei Stimmgabeln hörte man einen wabernden Ton, der periodisch lauter und leiser wurde. (Waa-Waa-Waa) Wenn der Reiter unten befestigt ist, wechselte Laut und Leise sich nur langsam ab. Ist der Reiter am oberen Ende des Zinkens, so wechselt Laut und Leise sehr schnell und der Ton hört sich sehr schief an. Auf dem Monitor wird eine Schwingung mit sich regelmäßig ändernden Amplituden angezeigt.

Erklärung

Zwei Sachen sind dabei bemerkenswert. Das Trommelfell schwingt offensichtlich auch mit mehreren Frequenzen gleichzeitig, kann aber doch nur eine Bewegung machen! Wir hören aber kein Gemisch von zwei Tönen, sondern zwei klar getrennte! Die Luftschwingungen überlagern sich zunächst um dann vom Ohr und dem Gehirn wieder in zwei Töne getrennt zu werden. Hier wird zunächst nur die Überlagerung besprochen. Die Trennung in verschiedene Frequenzen nennt man Fourieranalyse.

Die Stimmgabeln schwingen und versetzen die Luft in Schwingungen. (Der Kasten an den Stimmgabeln hilft durch die große Oberfläche die Energie an die Luft abzugeben.) Beim Singen oder Sprechen regen wir die in unserer Lunge und im Mundraum vorhandene Luft zu einer selbsterregten Schwingung an. Das heißt, die Luft wird periodisch zusammengedrückt und auseinandergezogen. Diese Verschiebungen der Luftmoleküle führen zu Druckveränderungen und setzen sich durch die Luft bis an unser Trommelfell oder an das Mikrophon fort. [1] Das Trommelfell wird durch die Schwingung der Luft [2] ebenfalls in Schwingungen versetzt. Das Mikrophon übersetzt die Lageveränderungen der Luftmoleküle in Spannungsveränderungen, welche am Oszilloskop angezeigt werden. Die x-Achse der Darstellung ist die Zeit, die y-Achse die Spannung, also die Auslenkung der Luftmoleküle.

1) Verschiedene Töne
2) Zwei Stimmgabeln
Durch beide Stimmgabeln wird die Luft periodisch verschoben. Die Luftverschiebungen an unserem Trommelfell überlagern sich und somit auch die Bewegung des Trommelfells.
Mathematisch bedeutet die Überlagerung einfach eine Addition der Auslenkungen [math]y(t)=y_1(t)+y_2(t)[/math]. Man muß also die Sinuskurven der Auslenkungen addieren. Das kann man durch die Addition von zwei Funktionen an jeder Stelle machen. Einfacher ist es aber, die Zeiger der beiden Schwingungen zu addieren [math]z(t)=z_1(t)+z_2(t)[/math]. Die Überlagerung ergibt sich im Zeigerdiagramm aus einem schnell drehenden und einem langsam drehenden Zeiger.
3) Zwei ähnliche Stimmgabeln
Mit Hilfe eines Reiters auf der Stimmgabel kann man die Frequenz verändern. Es gab zwei Thesen, die eine Vergrößerung oder eine Verkleinerung der Frequenz vermuteten:
Einmal könnte der Reiter die Länge des schwingenden Zinkens verkürzen. Dadurch verkleinert sich die Masse und die Frequenz steigt an. Andererseits könnte die Länge des Zinkens unverändert bleiben und der Reiter die Masse des schwingenden Zinkens vergrößern. Dadurch verkleinert sich die Frequenz.
Nun, wir haben zwei Experimente zur Entscheidung gemacht: Der Ton mit Reiter hört sich tiefer an. Außerdem führte eine Berührung des Reiters zu einer Dämpfung. Der Reiter schwingt also mit und verkürzt nicht die Länge des schwingenden Zinkens.
Die beiden Schwingungen überlagern sich zu einer Schwingung, deren Amplitude sich ändert. Im Zeigerdiagramm rotieren zwei Zeiger mit leicht unterschiedlicher Winkelgeschwindigkeit.
Hat sich der Phasenunterschied auf [math]\pi[/math] vergrößert, so sind die Schwingungen gegenphasig und die Amplitude wird klein oder sogar Null. Sind die Schwingungen wieder in Phase und die Zeiger parallel, so wird die Amplitude maximal.
Der Zeiger der Summe hat keine konstante Winkelgeschwindigkeit mehr, er dreht sich mal schneller und mal langsamer. Außerdem ändert sich ständig die Zeigerlänge und so kann man der Überlagerung nicht sinnvoll eine Amplitude zuordnen. Die Überlagerung ist also keine harmonische Schwingung mehr.

Animation: Darstellung der Überlagerung mit Zeigern

Ergebnisse

Schwingungen mit fast gleicher Frequenz (Schwebung)

Diese Schwebung ist nicht so ausgeprägt, weil die Amplituden unterschiedlich sind:

Schwingung Überlagerung Schwebung gleiche Amplitude.png

Für die Frequenz der Schwebung gilt: [math]f_s = |f_2-f_1|[/math]

Das kann man folgendermaßen begründen: In der Zeit t drehen sich die Zeiger um die Winkel [math]\alpha_1=\omega_1 \,t[/math], bzw um [math]\alpha_2=\omega_2 \, t[/math]. Der Winkel zwischen den Zeigern beträgt [math]\alpha_s = \omega_2 \, t - \omega_1 \, t = (\omega_2-\omega_1)\,t[/math]. Der "Zwischenwinkel" vergrößert oder verkleinert sich also mit der Differenz-Geschwindigkeit [math]\omega_s = \omega_2-\omega_1[/math].

Für die Frequenz der Überlagerung gilt: [math]f \approx \frac{f_1 + f_2}{2}[/math]

Da die Überlagerung keine harmonische Schwingung ist, ist diese Angabe streng genommen nicht korrekt, denn die Winkelgeschwindigkeit und somit die Frequenz ist nur konstant, wenn die Frequenzen der sich überlagernden Schwingungen gleichgroß sind. Bei unterschiedlichen Frequenzen wird die "Frequenz" der Überlagerung durch die Schwingung mit der größeren Amplitude dominiert.

Schwingungen mit gleicher Frequenz

Überlagerung zweier Schwingungen mit gleicher Frequenz, ohne Phasenverschiebung mit unterschiedlicher Amplitude. Die Elongationen vergrößern sich. Im Zeigerdiagramm addieren sich die Zeiger zu einem Zeiger mit größerer Länge. Alle Zeiger drehen sich gleichschnell.

Welle Interferenz konstruktiv.png

Überlagerung zweier Schwingungen mit gleicher Frequenz, gegenphasig mit unterschiedlicher Amplitude. Die Elongationen schwächen sich. Im Zeigerdiagramm addieren sich die Zeiger zu einem Zeiger mit kleinerer Länge. Alle Zeiger drehen sich gleichschnell.

Schwingung Überlagerung gleiche Frequenz gegenphasig.png

Überlagerung zweier Schwingungen mit gleicher Frequenz und mit Phasenverschiebung. Wiederum addieren sich die Zeiger, diesmal mit Hilfe eines Vektorparallelogramms. Auch hier drehen sich alle Zeiger gleichschnell.

Schwingung Überlagerung gleiche Frequenz beliebige Phase.png

Überlagern sich zwei harmonische Schwingungen mit gleicher Frequenz, so entsteht eine harmonische Schwingung derselben Frequenz.

Die Amplitude erhält man durch Zeigeraddition, sie hängt von der Phasenverschiebung ab.

Schwingungen mit unterschiedlicher Frequenz

Überlagerung zweier Schwingungen mit dem Frequenzverhältnis von 1:2, ohne Phasenverschiebung mit unterschiedlicher Amplitude.

Schwingung Überlagerung Frequenz eins zu zwei in Phase.png

Bei der Überlagerung von harmonischen Schwingungen unterschiedlicher Frequenz entstehen keine harmonischen Schwingungen.

Fußnoten

  1. Diese Weiterleitung einer Schwingung beschreibt genau das Phänomen einer Welle.
  2. Genauer durch den Druckunterschied zwischen den beiden Seiten des Trommelfells.


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